Ahmad Schamlu





1925 in Teheran geboren. Als früher Opponent des Schah-Regimes bekam er wiederholt Publikationsverbot, wurde mehrfach inhaftiert und steht auch heute in kritischer Distanz zu den iranischen Machthabern.
Schamlu gilt als der bedeutendste lebende Dichter Irans. Er ist Gründer und Herausgeber von zahlreichen Literatur- und Kulturzeitschriften. In den Jahren 1968 bis 1971 produzierte er im Auftrag des iranischen Fernsehens Filme über die Lebensgewohnheiten und die Folklore in den persischen Provinzen. Ein Großteil dieser engagierten TV-Produktionen wurde zensiert. In Schamlus Werk stehen aber Gedichte im Vordergrund, die in bislang 32 Sammelbänden vorliegen. 34 weitere Bücher enthalten Kurzgeschichten, Forschungsarbeiten über altpersische Themen, Märchen und Übersetzungen (u.a. Gedichte von Majakowskij, Rilke und Lorca). Unter den wissenschaftlichen Arbeiten verdient das sozial-enzyklopädische Kulturpanorama Die Gasse (Kutscheh) besondere Beachtung. Die Gasse ist auf ca. 50 Bände angelegt, wovon bisher fünf erscheinen konnten. Aufgrund seiner Arbeiten an Die Gasse wurde Schamlu 1969 zum Mitglied der Iranischen Akademie für Sprache ernannt. 1972 wurde er als Dozent für persische Sprache an die Technische Universität Teheran berufen. Aus Protest gegen polizeistaatliche Aktionen des Schah-Regimes verließ Schamlu 1976 den Iran und lebte bis 1979 im Exil. Heute lebt er zurückgezogen in Karadj am Elburs-Gebirge westlich von Teheran.
Schamlu sieht sich in der Nachfolge von Nima Juschidsch (1895-1960), der als erster das persische Gedicht revolutionierte, von allen metrisch-formalen Fesseln der klassischen Diwan-Dichtung und historischem Ballast befreite und mitten in den iranischen Alltag stellte. Diesen Weg setzte Schamlu fort, indem er beispielsweise schon Anfang der 50er Jahre die Notwendigkeit postulierte, nicht das einfachste und banalste Wort zu scheuen und Wörter der Alltags- und Kindersprache, der Straße und des Dialekts zu verwenden. Eine gewagte Forderung in einem Land, in dem bis heute die klassischen Diwan-Dichter - allen voran Hafez, Rumi und Saadi - verehrt werden wie Propheten. Schamlu war auf diesem Weg stilbildend und konsequent: Wie selbstverständlich stehen in seiner Dich-tung Alltagswörter und Kinderverse neben klassischen Vokabeln und Zitaten. Nach Nima Juschidsch ist Schamlu selbst zum Wegbereiter einer neuen zeigenössischen iranischen Lyrik geworden.





Auf Deutsch liegt vor: Ahmad Schamlu, Blaues Lied, übersetzt von Farhad Showghi.


Presseartikel zu Ahmad Schamlu



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