Birgit Kempker

Anleitung fürs Blut: blau.



Ich räume mit der Sehnsucht auf, dachte ich.

Ich stellte mir den Kopf als Haus vor und das Haus als Herd. Ich stellte mir Haus und Herd um den Kopf vor, in dem ich mir Haus und Herd um den Kopf vorstellte, als Schirm und Schutz und Flamme, als Schlaf und um den Schlaf die Ellipse und in der Ellipse ich und das Chaos mein Guido.

Ich stellte mir meinen Hals vor. Ich stellte mir meine Angst nah an meinem Hals vor. Ich stellte mir meinen Hals nah an meinem Haus vor. Ich stellte mir vor, den Hals Angst zu nennen und die Angst Hals.

Komm, sagte ich zu mir. Chaos sagte ich zum Schlaf und Tod zu Basel.

Die Verdopplung der Angst durch den Körper war grösser als die Angst und vergeblich und aber kleiner als die Hälfte der Angst, die viel zu gross war für den Hals. Der Hals sass dazwischen.

Das Gefühl fehlte dazu. Das war das, was ich Basel nannte. Das Fehlen von dem, was ich mir vorstellen konnte.

Wenn ich es nenne, schluckt es mich. Das ist so zwischen Mensch und Stadt, dachte ich, und was ich wirklich dachte, war, dass es überhaupt so ist und das war gar nicht vorstellbar. Es hiess Angst. Denkangst. Danke Hengst hiess es nicht.

Der Mond schob vorbei. Verschiebung ist Handlung. Handlung lenkt ab. Am liebsten vom Schmerz. Das Denken war auf Spaltung aus. Auf Zergeln. Es zappelte mit den Nerven. Ich fuhr mit dem Zug nach Zürich.

Ich fuhr mit dem Zug nach Zürich. In Zürich schrieb ich mit Bleistift: Basel.

In Zürich stellte ich mir einen Spargel vor, der einen Spargel schluckt und denkt, das ist ein Gefühl, weil er sich ausgefüllt anfühlt.

Arbeite, sagte jemand in Zürich. Arbeit ist Gefahr für den Zustand. Ich habe Angst vor dem Tod. Man müsste schreien können, sagte ich zu jemand in Zürich. Das ist der Titel, sagte jemand in Zürich zu mir. Das war die Arbeitsbeziehung. Jemand ist Verleger.

Ich stellte mir diese Ordnungen masslos vor und masslos schön. Ich stellte mir Schönheit ordentlich vor und gross. Sanft. Als Samt. Ich stellte mir Schönheit als Hülle vor. Als Kleid. Als Handschuh. Als Himmel und Haus und als Schuh. Nicht als Hals.

Zum Nennen, Denken und Entscheiden schmiss ich die Angst dazu und jetzt sind es 4 und ich atme auf. 4 Ecken beruhigen den Raum und das Quadrat und die Gerechtigkeit, wegen Symmetrie. 4 Himmelsrichtungen beruhigen die 5. Wer 4 ist, ist nicht allein und fürchtet sich nicht. Siehe Musketiere. 4 sagte ich, das Bannende, der Landeplatz der Seele.

Ich wollte nicht masslos tragen. Ich wollte nicht masslos schwer sein und tragen und dabei aber leicht sein wollen müssen und immer zählen dabei und schwer sein und es schwer haben müssen dabei.

Ich sagte Basel und reagierte nicht. Ich sagte Arsch mit Ohren. Das war hübsch. Ich sagte Flughund und Dunkelheit. Ich sagte leuchtende Ellipse. Ich kriegte die Hengste los. Sie wieherten weg und das Herz blieb aber bei mir. Ich kriegte das Leben lieb.

(Das ist der Anfang des Textes zum Hörstück, das von Birgit Kempker gelesen und von DJ ACE instrumentiert wird.)