Michael Donhauser: Aus «Vom Schnee»






Manches Mal fiel wieder Schnee, in dichten Flocken oder als loses Wirbeln, als sanftes Sinken auf den Asphalt: es gehe schon, hatte einer, wie ich mein Gepäck zur Seite zog, gesagt, er hatte mir in die Augen geschaut und war fremd und angekommen da wie ich, lächelnd auch ein wenig über unseren Sanftmut - ich war an der Bushaltestelle gegenüber einem Blumengeschäft gestanden, hatte einen Strauss Rosen, den Strauss und sein Spiegelbild gesehen, die weissen Rosen gespiegelt noch einmal im Hintergrund, in einer solchen Doppelung der Pracht, dass ich durch das Fallen vom Schnee immer wieder hin zu dem Geschäft schaute: jener Mann aber stieg zusammen mit anderen bei der nächsten Haltestelle aus, und wie sie dann gingen, Richtung Flüchtlingsheim, waren sie ein etwas ungeordneter Trupp, quer hintereinander gehend, in schwarzen Lederjacken, auf dem Gehsteig, der geräumt worden war und den der fallende Schnee kaum bedeckte - der Wiesenrand, er war im Scheinwerferkegel des anfahrenden Busses ein ähnlicher, war ähnlich all jenen Rändern, die ich in einem solchen Lichtschwenker schon einmal gesehen hatte, so dass jene Ähnlichkeit etwas Heimat war, jenes vom Schnee berührte Gras, das den Gehsteig säumte, das ich streifte mit den Augen wie die Obstbäume dann, die gereiht draussen standen, in der Au, vor dem Damm: sie hoben sich nur schwach dort ab vom Schnee, der als ein blasses Scheinen in der Dunkelheit lag.


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