Michael Donhauser: Aus «Vom Schnee»






Es war ein Ausflug, ich nahm den Bleistift mit und einen Pullover, das Heft steckte schon im Rucksack wie der Regenschutz auch: die Strassen führten vor uns in die Ferne, die vertraute mit den Namen der Fluren, die wir nicht kannten, die ich gelesen nur hatte auf einer Karte - ein Holunder stand an einer Stallwand und hob dicht sein Geäst himmelwärts, das gebogen sich beugte, doch kaum von der Last der Dolden, deren Beeren die Vögel gelichtet schon hatten, und gelblichbleich war das Grün seiner herbstlichen Blätter: es war als eine Verliebtheit, eine in jeden warmen Tag, in jedes Wedeln vom Laub, jeden Schatten, der den Nussbaum berührte, der sich legte als eine Hand auf die Wange seiner Rinde - es glänzten die Risse im Asphalt, spiegelnd die tiefere Sonne, und leise sang die Stille mit Rufen, mit Kübeln für die Milch, die gegeneinander da schlugen: dies war auf der Steig, wie sie hiess, jene Einsamkeit mit etwas Verkehr, mit dem Krähen vom Hahn, mit den Katzen, die da waren, während der Brunnen stetig plätscherte - denn bald würde die Zeit der Regentage beginnen, der November, er würde nass sein und kalt, der Monat, an dessen Tor wir so feierten, uns feiern liessen von dem Verfärbten, das uns umgab, dass es lieblich war, dies Leben, dass wir kaum noch lasen, nur hörten, sagten, wie warm mit kühlenden Schatten sich einmal noch freundlich zeige der Herbst, feucht schon vom Tau, und kein Wort hielt stand.



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