Pressestimmen zu Birgit Kempker





Zu «Liebe Kunst», 1997
«Gibt es eine einfache Art Ja zu sagen? Ja. Es ist gibt eine einfache Art Ja zu sagen, sag viel Nein, dann kommt das Ja von selbst.» – Eine der schönen, freien, philosopischen Stimmen unserer Zeit. (Peter Waterhouse)


Zu «Ich will ein Buch mit dir », 1997
Birgit Kempkers Text spricht sich frei von allen formalen oder inhaltlichen Begrenzungen, evoziert in «atemlosen Spannungsbögen» das Wuchern des Begehrens und die Euphorien der Liebe, ohne jedoch in die Falle irgendeiner stereotypen Liebes-Ethik zu gehen. […] Das Maskenspiel ihres neuen literarischen Liebesversuchs irritiert, verstört, zertrümmert die Leseroutine – aber mobilisiert gerade dadurch «die Lust am Text». (Michael Braun, Basler Zeitung)

Kempker betreibt auch hier wieder avancierte Spracharbeit, spannungsreiche und vielfältige Anreicherung von Motiven und Genres. Einmal mehr wirkt die Lektüre ihrer Wortbrüche elektrisierend wie ein Frühlingstag.
Bei dieser Publikation scheint der Begriff vom «Gesamtkunstwerk» auch und gerade beim Wieder-Hören und -Lesen nicht übertrieben. (Petra Nachbaur)

Achtung, dieses Buch kann ihre schlechte Laune verderben! (Nicole Müller, Magazin des Tages Anzeigers)


Zu «Übung im Ertrinken / Iwan steht auf», 1999
«Jeder weiß, dass wo nichts ist, die Elemente spielen.» Diese Elemente: das sind bei Birgit Kempker Worte wie Kreaturen, rein wie Rilkes Tiere. Ihre papierene Seele pocht ganz grausam und glücklich und allein, losgelöste Wortkörperchen: ein poetisches Dispersionsverfahren, das ironisch die Sehnsucht nach körperloser Sinnproduktion kennt, daran auch eifrig mitwirkt und sich doch zugleich nicht allzu viel davon verspricht. Die Romantik versprach noch den Geist, nun will das Ich immer noch raus aus dem Körper, den Kopf öffnen und weiß doch nicht wohin, ein Zustand lustvoller Verwirrung. (Guido Graf, Berliner Zeitung)

Die Texte sind selbstreferentiell und sinnlich in einem: aus einem bildhaftpoetischen Initialsatz lassen sich durch assoziative Erweiterungen des Sprachmaterials immer neue Sätze und damit Sprachbilder ableiten, die Sprache erzählt sich selbst und löst dabei im dekodierenden Bewußtsein des Lesers/Hörers immer neue Bild- und Bedeutungskonstellationen aus, die in ihrer Sinnlichkeit einem «normal» erzählten Handlungstext in nichts nachstehen, im Gegenteil. (Manfred Mixner, RADIOkultur)

Die gekonnte Verbindung von Sprache, Ton, Bild und Raum gehört zu den hervorstechenden Qualitäten des Schaffens der 1956 in Wuppertal geborenen und in Basel lebenden Schriftstellerin und Klanginstallateurin Birgit Kempker. Sie erzählt nicht einfach Geschichten, sondern erforscht – oft über rasante Textvariationen – die Vielschichtigkeit des Lebens.
Was sie besonders interessiert, ist die Schnittstelle zwischen Stimme und Person, zwischen «Nicht-Körper» und Körper, zwischen dem Feinstofflichen und dem Grobstofflichen. Das Wort könne da eine Verbindung versuchen, erklärt sie. (Robert Leu, Radiomagazin)


Zu «Mike & Jane», 2001
Wer das liest, wird an der Herzradikalwurzel gepackt, bis sein Innerstes herausscheppert. Als hätte man es immer schon geahnt, daß sich so lesen und anhören würde, was den Liebesmuskel bewegt. (Guido Graf, WDR3)

Die mit avantgardistischem Impetus arbeitende Autorin hat die Beziehungswirren mathematische genau aufgedröselt. Witzig oft, zugespitzt und ohne Lösungsheft: mit festen Größen – die ersten drei Sätze wiederholen sich auf jeder Seite; mit Variablen – Eifersucht, Lust, Erwartungen, Bekenntnisse, Obszönität, Betrug und Geheimnisse, Andeutungen und Verrücktheiten, die sich fortwährend ins Beziehungsgeflecht einschleichen.
So liegen Mike und Jane nebeneinander, reden und schreien, weinen und lachen, ziehen sich aus und schämen sich, lieben und betrachten sich, kalauern und philosophieren. Und immer könnte alles ganz anders sein und immer ähnlich. Kempker gestaltet ihre 99 Mikroepisoden aus der Beziehungskiste als potenziell unendliche Serie über das Ausbalancieren von Ich und Du – abstrakt und intim zugleich ist das gehalten. (Ulrich Rüdenauer, Der Tagesspiegel)

Für Spannung ist gesorgt. Kempker geht der Sprache an die Wäsche und dem Paar an die Grammatik. Was da spricht und sprießt in der Natur des Menschen, ist ein (bis 99) Kapitel für sich.
Die Verballhornung der Sprache der Liebe lässt die Liebe zur Sprache auf jeder Seite durchbalzen in diesem ernstzunehmenden Text über das Zusammenleben der Geschlechter, in dem in jeder Einheit hinter all den Wirbeln, Hickhacks und Vereinigungen die Sprache höchstpersönlich auf der Lauer und dem Kalauer liegt. Die Missverständnisse zwischen den Ständern, von einem Akt zum nächsten, legt Birgit Kempker in stets spielerisch wirkender, doch gründlich gestriegelter Bearbeitung von Beobachtung und Erkenntnis auf den Tisch. (Petra Nachbaur, Der Standard)


Zu «Die Wurzel des freien Radicalen ist Herz», 2001
Unterstützt von zwei Appenzeller Musikern demonstriert sie soviel Herz, wie sie als freie Radikale nur kann, und demonstriert, wie tief und weit man in der Oberfläche tauchen kann, wie «experimentell» unsere Sprache immer noch sein kann: «Gersten flichten. Ja: grzn disn.» (Georg Patzer, Stuttgarter Zeitung)

Wie ein Schöpfungsgeist oder die Leiterin eines Projekts begleitet Brigit Kempker mit ihrer rhythmisierten, suggestiven Sprache die Hörerschaft durch eine Welt aus Geräuschen, Stimmen und Musik, die eigenen Gesetzmässigkeiten folgt.
Die Lust am Navigieren in diesem Kosmos wird durch den sinnlichen Klang des Hörspiels genährt, der sowohl von der Musik wie von der eindringlichen Stimme Kempkers herrührt. Die Autorin vieler rasanter Texte, die einem in ihrem Überschwang auch mal Ohrensausen verursachen können, gewährt diesmal genügend Zeit und Raum, um Eindrücke wahrzunehmen und eigene Bilder entstehen zu lassen. Wenn sie einen als «nauticale Haut» zu neuen Ufern losschickt, riskiert man keinen Sonnenbrand. (Robert Leu, Radiomagazin)



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