Pressestimmen zu Renato P. Arlati





Kann man Ungeschriebenes durchstreichen, es einstecken, um es als unvertane Möglichkeit nötigenfalls wieder hervorzuziehen? Renato P. Arlati konnte das, und er tat es, so paradox dies klingt, schreibend. In diesem Zögern, mit Sprache das Mögliche zu stören oder gar zu verwirken, gehörte er zu jenen immer seltener werdenden Schriftstellern, die man Poeten oder Dichter nennt. Arlati, dessen meist schmale Prosa- und Erzählbände mit ihren geheimnisvollen Titeln in den achtziger Jahren im Suhrkamp-Verlag, später im Rauhreif-Verlag erschienen, war ein Flaneur im schmerzhaft Unbestimmten, aber keineswegs weltverloren, dazu waren seine Schuhe zu gut besohlt, hatte sein Hut eine zu starke Krempe und sind seine Sätze zu fest auf Wirklichkeit bedacht. Auch wenn sich diese Wirklichkeit meist gerade in den Umwegen, Umleitungen und Sackgassen, die zu ihr hinführen wollen, zeigt. (Andreas Langenbacher, Neue Zürcher Zeitung)


Mit seinen kleinen, zuweilen experimentellen Prosastücken hatte er sich einen Namen gemacht, seine Gedichte aber wurden über die Jahre verstreut in der «NZZ» veröffentlicht. Nun liegen sie gesammelt und mit unveröffentlichten Gedichten ergänzt vor. Einen Grossteil des Bandes nehmen Liebes- und Sehnsuchtsgedichte ein. Innenräume werden ausgelotet, denn: «Wenn ich das Fenster öffne, / höre ich, / dass draussen Dinge geschehen, von denen ich keine Ahnung habe.» Wie in der Prosa setzt Arlati in seinen Gedichten auf Reduktion, setzt auf Gewicht und Wirkung jedes einzelnen Wortes, getragen von einem melancholischen, nie aber weinerlichen Grundton. (Markus Bundi, Aargauer Zeitung)


Die Gedichte Renato P. Arlatis nähern sich in zarten Erkenntnisbewegungen den in den Alltag eingeschlossenen Mysterien. (Michael Braun, Schweizer Monatshefte)


Ob Gesicht, Spiegel, Blatt, Schatten, Kerze, Fenster oder Schnee: Die dargestellte Dingwelt in Arlatis Gedichten ist immer Medium eines sie in sanfter Trance erblickenden und sich in ihr selbst befragenden Menschen – Materialisation und Reflex seiner ungesicherten Wahrnehmungsform. Der Radius dieser Gedichte ist klein, ihre Motive zählbar, und doch findet sich in ihrem permanenten Rochieren, Auftauchen und Verschwinden so viel Fremde, Befremden ein, dass sie durchsichtig werden auf das Ungefähre, Ferne, das Nichts. Aber vor allem auf eine existenzielle Angst, die ihnen das zweite, dritte, n-te Gesicht verleiht. Denn das Angeschaute, ob Ding, Mensch oder Tier, blickt immer auf unverwandt verunsichernde Art und Weise zurück.
Wie im Mondlicht die Dinge eine quecksilbrig harte und zugleich diffus changierende Kontur annehmen, von der einen in die andere Gestalt wechseln, somit der Einbildungskraft doppelt ausgeliefert scheinen, erweist sich Arlatis Welt als somnambul und luzide zugleich. Eine nächtlich phosphoreszierende Welt, Wachtraum und Traumerwachen, die sich nur in ganz wenigen Augenblicken versöhnlich entspannt: «Nun lass ich den Schnee fallen: So wie im Innern / meine Seele nachgedacht hat in der Nacht.» (Andreas Langenbacher, Neue Zürcher Zeitung)


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