Birgit Kempker







Dein Puls will schneller werden. Der Wolf sieht in den Mond. Die Glocke schlägt hart an. Der Turm schlängelt sich in die Nacht. Es ist der Kundalinistab. Der heilkraftbesitzende, magnetisierende Baum. Steig ein. Du bist im Projekt. Wir kneifen in deine Zitzen. Du bist ohne Narkose. Du bist unter Menschen. Sieh den Bock. Du bist ein freier Fall. Du bist nicht im Flugzeug. Dies ist die Orchideenoperation. Wir schnallen dich ab. Du riechst das Leder. Dies ist das Leben. Sieh dich um. Wir alle sitzen und sehen uns um. Diese angeschwollenen Triebe, diese Standorte und Lebensbedingungen, diese ganzen feinen Projekte, sie alle drängen kugelförmig aneinandergereiht wechselnd ans Licht und wünschen Betörung und betörend zu sein. Selbst das Huhn sieht seiner Bezauberung entgegen, oder der Hahn.

Wir riechen Menschenfleisch. Zeig mir deine Flagge. Streck die Arme aus. Wölbe den Brustkorb. Breite dich aus. Wirf den Propeller an. Hab diesen Herzenserguss. Giess dich aus. Blühe. Dufte. Unter wessen Namen segelst du? In wessen Namen sitzt du hier auf deinen Hinterhöckern? Wen wirst du verraten?

Du flatterst. Du sträubst dich. Vielleicht sagst du Steissbein oder dass du auf deinen Beckenschaufeln. Du murrst. Du willst dich abwerfen von dir. Du buckelst. Wort für Wort stehst du dir auf der Stirn geschrieben, Schätzchen, auch wenn du die Stirn in die Autobahn steckst. Du willst dich ausradieren. Kreide fressen. Die Kurve kratzen. Gibs zu. Wir alle sehen das. Wir alle entziffern dich. Jemand gewinnt dich zum Frühstück. Du spuckst dich aus. Du rotzt dich auf die Strasse neben das Taxi. Du reisst dem Jungen die Plastiktüte aus der Hand. Du isst seinen Käse. Du trittst auf sein Skateboard. Du verweigerst Transport. Du willst nicht transportiert sein. Du machst den störrischen Esel. Das Maultier. Du bist sowieso gegen Musik. Du willst keine ekelhafte Manipulation an deinen Gefühlen. Geige, das Wort schon, kotzt dich an.



Birgit Kempker: Meine armen Lieblinge