Auszug aus «Madrigal» von H.D. (Hilda Doolittle)





Ach diese Zeiten und ihre Moral! Die Zeiten hatten sich befreit und der überholten Romantik den Garaus gemacht; es war die Zeit der «ismen». Und des Balletts. Sie schritten nicht in klassischer Ordnung, sie waren bunt durcheinandergewürfelt. Opfer, Geopferte und Opfernde. Wenn Bella diesen späteren Film- oder Bühnentypus vorwegnahm, war Bella ihnen damals vielleicht voraus, moderner als sie, viel mehr als sie zur Selbstzerstörung bestimmt; nicht weil Bella wirklich einer verlorenen, jener verlorenen Generation angehörte, sondern einfach, weil Bella irgendwie dazu verdammt war, sich selbst zu vernichten. Sie war immer verloren, eine Hure aus einem mittelalterlichen Mirakelspiel, während Julia – es war beinahe lächerlich – eine hohlwangige, übervergeistigte Nonnenfigur aus demselben Stück darstellte. Aber Bella war keine Hure, und Julia war keine Heilige. Als Rafe Ashton zu Julia sagte: «Ich wünschte, ich könnte ihr Geist und dir Körper geben», nahm er den Mund viel zu voll.


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