Norbert Wehr

Einführung zu Inger Christensen und Norbert Hummelt an der Weltausstellung Expo 2000



Inger Christensen hat vor Jahren in einem Gespräch mit dem norwegischen Schriftsteller Jan Kjaerstad den Sinn ihrer poetischen Verfahren erläutert. «Ich benutze Modelle», hat sie erklärt, «ich benutze Modelle, um nicht gänzlich dem Spiel der Zufälligkeiten überlassen zu sein. Einer der Gründe dafür, daß ich Systeme benutze, ist, daß ich gerne etwas anderes sagen möchte als das, was mir zuerst einfällt. Die Systeme helfen dabei, etwas herauszubekommen, das anderswo herstammt, nicht bloß aus der eigenen Seelentiefe.»
Diese Systeme und Modelle, sie liegen insbesondere ihren Gedichten und Gedichtsammlungen zugrunde; Systeme und Modelle aus der Mathematik, der Biologie, der Musik, der Literatur oder aus der Linguistik. Brief im April etwa, eine Gedicht-Sammlung aus dem Jahr 1979, folgt einem Muster aus der seriellen Kompositonstechnik Olivier Messiaens. Das Schmetterlingstal. Ein Requiem, ihr letzter Gedicht-Band, schreibt die Sonderform einer klassischen literarischen Gattung weiter: den Sonetten-Kranz.
Es und alphabet, ihre beiden Groß-Gedichte, folgen dagegen bestimmten zahlenkombinatorischen Regeln, alphabet z.B. der berühmten Fibonacci-Folge - und vor allem den Prinzipien von Chomskys generativer Grammatik und Transformationsgrammatik.
Chomskys Theorien von einer angeborenen Sprach-Fähigkeit sowie von allgemeingültigen Regeln für