Ulf Stolterfoht






dem dichter ist die erfassung der welt in ihrer gliederung
zum triebziel geworden. weshalb ihm in tiefster fachlicher
versenkung die gefahrenabwehr versagt. was er beklagt. da-
hinter lauert die leere. reim schließt sich eher aus als ein.
gedankliches nachschaffen gerät rasch zur parodie. auch
vegetatives wäre zu nennen: darmempfindung und hang

zum akronym. wörtliche epiphanien von regelrechtem leib-
haftigkeitscharakter. vor allem aber professionelle besu-
delungsphantasien: «noch dieses eine weiße blatt!» man er-
probt seine neigung am fratz. schlägt sich als eckensteher
durch. manische toben ihren drang am setzkasten aus. gecko-
haft. man frage: warum hier? warum jetzt? warum so? es sind

wohl meistens die nerven. denen fehlt fett. erhöhte ansprech-
barkeit und tatsächlich angesprochen werden. größenideen von
oftmals üppiger natur. nur selten aber jener freiheitsgrad
den ein erfülltes begriffsleben zu bieten hat. dort löst sich
das wort allmählich vom ding und deutet jedesmal aufs neue. er-
laubt ist was verhüllt. etwaige lücken werden durch konfabula-

tionen gefüllt. trotzdem scheint vieles gefühlt. anderes weiß man
einfach: von prosa daß sie zu vierzig prozent ernst genommen
wird. lyrik dürfte leicht darunter liegen. versversagen auf au-
totoxischer basis. grund: watte vor den wesenheiten. der dich-
ter bringt es diesbezüglich nicht. kümmerliches ende einer er-
träumten organsprache. der anfallspinsel bleibt beschämt zurück.

aus: fachsprachen X-XVIII


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