William Shakespeare / Franz Josef Czernin

Sonnets, Übersetzungen (Auszug)




William Shakespeare: 38

How can my muse want subject to invent
While thou dost breathe that pour'st into my verse
Thine own sweet argument,too excellent
For every vulgar paper to rehearse?

Oh, give thyself the thanks if aught in me
Worthy perusal stand against thy sight;
For who's so dumb that cannot wirte to thee,
When thou thyself dost give invention light?

Be thou the tenth Muse, ten times more in worth
Than those old nine which rhymers invocate;
And he that calls on thee, let him bring forth
Eternal numbers to outlive long date

If my slight Muse do please these curious days,
The pain be mine, but thine shall be the praise.



Franz Josef Czernin: 38

solang von dir ein hauch nur meine zunge löst,
wie soll, was mir aus blauem, fingern saug, sein ziel
verfehlen? doch wie süss giesst aus dich, duftest, wehst
zu stark, um nur auf diesem blatt zu stehn, zu viel

für dies besaiten. wenn dir dennoch steigt, nein, sticht,
ein wort von mir ins reine aug, dir wasser reicht,
dann schreib es selbst dir zu: ob's blind sonst, ohne licht
verebbt, in deinem sinn blitzt auf es, weiss, dass weicht,

was, trüb, armselig, nichts von dir kann klar je machen!
du reine luft, die sich aus sich so flüssig greift,
schön alle bände spricht, du sollst verhundertfachen
den sturm im glas - wie falsch er dich sonst nur verpfeift! -,

dass nie der rausch verklingt. trifft dann mein spruch, mein ton,
wie gern hab ich die scherben auf: dein sei der lohn!


William Shakespeare und Franz Josef Czernin in ZdZ 22



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