Warum Frau Kempker sehen Sie genauso aus wie Christian Döring, inclusive Brille? Es ist dies eine Frage, die mich schon seit Jahren beschäftigt.





Die Sphinx von Pontresina antwortet:

Lieber Gion Mathias Cavelty,
Sie scheinen die Sphinx von Pontresina mit Frau Kempker zu verwechseln, das wäre das Ende der Antwort, lägen nicht weitere Zeichen und damit Hinweise vor, dass Sie daran ungehörig leiden, da Sie auch Frau Kempker mit Herrn Döring zu verwechseln scheinen, weshalb Ihre Frage als eine existentielle, leicht tautologische, als eine teufelskreisvermaledeite einer sphinxischen Untersuchung unterzogen wird, in der Hoffnung und auch mit der Bitte, Sie mögen diese Ihnen gewidmete Untersuchung nicht mit Ihrer Frage verwechseln.

Sie fragen erstens, warum Frau Kempker wie Christian Döring aussieht inclusive Brille und zweitens, warum Frau Kempkers Brille wie Herrn Dörings Brille aussieht inclusive Herr Döring und Frau Kempker. Und da Frau Kempker ausgeprägte Brillenmodelle bevorzugt und diese während der quälenden Jahre ihrer Selbstbefragung wechselte und womöglich auch Herr Döring seine Brillengestellmodelle wechselte, ist die zweite Frage, die Zusatzfrage, wirklich bedrohlich. Nicht nur die zwei Personen, auch ihre Brillen sehen eine aus wie die andere und dies nicht nur einmal, sondern durch Jahre hindurch, was Sie, Herr Cavelty, sehr beschäftigt.

Sie fragen die Sphinx von Pontresina, die Sie vermutlich für Frau Kempker halten, warum ein männlicher Lektor namens Döring genauso aussieht wie eine weibliche Schriftstellerin namens Kempker, und Sie fragen dies Frau Kempker, die Sie zwar für die Sphinx halten, nicht aber Herrn Döring, oder Herrn Döring für Frau Kempker?

Sie fragen nicht nach Ähnlichkeit zweier Personen und deren Brillen, sondern nach Identität, und Sie täten dies nicht, wenn Sie an dieser Identität zweifelten. Dann fragten Sie auch nicht Frau Kempker, sondern gleichzeitig mit Frau Kempker Herrn Döring. Lieber Gion Mathias Cavelty, Sie bitten um etwas zwischen Aufklärung und Diagnose. Noch etwas Drittes kommt hinzu. Obwohl Sie öffentlich um diese beiden eher nicht zusammenpassenden Dinge bitten wie Aufklärung und Diagnose, vor allem in der Öffentlichkeit nicht, bitten Sie auch um Schonung und um Intimität.

Zuerst zur Aufklärung. Gab es einen Fall? Ja. Frau Kempker wurde angeklagt und im Namen des deutschen Volkes zu 5000 DM Schmerzensgeld verurteilt, den Namen einer real existierenden Person verwendet zu haben nicht nur obwohl, sondern weil Sie einen Mann gleichnamigen Namens vor 28 Jahren kannte und dieser sich wiedererkannte und klagte, was er erfolgreich konnte, da er keine Person der Zeitgeschichte ist. Könnte es sein, dass Sie im Namen dieses Mannes mit dem botanischen Namen, wie er in der Bibel hinter dem brennenden Dorn steht, Frau Kempker verführen wollen, unter angenommenem Namen notorisch zu werden, kann es sein, dass Sie die Sphinx von Pontresina verführen wollen, sich als Frau Kempker auszugeben und als diese rückfällig zu werden?

Herr Döring ist eine öffentliche Person. Auch Sie. Frau Kempker dürfte "Herr Döring" schreiben, sogar Sie, obwohl Sie ihm harte Dinge wie die Ähnlichkeit mit Frau Kempker nachsagen. Möchten Sie versteckt die Vermutung äussern, dass der erste Mann in Frau Kempkers Bett Herr Döring war? Oder wollen Sie ein Trauma decken? Könnte es sein, dass sowohl Herr Döring wie Frau Kempker in einer Bar in Brüssel, möglicherweise zusammen mit dem Präsidenten des Schweizerischen Schriftstellerverbandes, Tim Krohn, an Ihren Geldsack wollten? Könnte es sein, dass Herr Döring wie Frau Kempker Sie in unzüchtige Handlungen oder kriminelle Taten hineinziehen wollten oder dass Frau Kempker wie auch Herr Döring Sie beim Essen beobachteten und ihnen folglich dieses vergällten? Dies wäre wegen Ihrer öffentlich bekundeten Neigung, die Brillen für gleichaussehend zu halten, ein übliches und erwägenswertes Symptom auf Ihrer Seite, was wegen Diskretion hier im Dunklen bleibt.

Frau Kempker ist Poetin, Sie sind Poet, auch hier wäre zu forschen. Sie sprechen Frau Kempker Weiblichkeit durch die Döringblume ab, ausser Herr Döring wäre für Sie und für die eventuelle döringinteressierte Öffentlichkeit eher weiblich, was aber aufgrund Ihres Fragekomplexes unwahrscheinlich ist. Sie sprechen Frau Kempker nicht ab, so auszusehen wie ein Lektor, jemand, der Poeten lektoriert, das ist ein starkes Stück. Wir wissen nicht, ob Sie Herrn Döring lieben, es wirkt unter den Umständen des vorliegenden eben schon erwähnten Fragekomplexes weniger so oder ist streng zu verdecken.

Lieber Herr Cavelty, sorgen Sie sich nicht, Paranoia und Zwang sind das Kapital eines jeden Poeten. Sie sind ein Mann der Schrift, und es mag für Sie in einem komplexen poetischen Zusammenhang stehen, sich solche Gedanken - und dass schon seit Jahren - darüber zu machen, wahrscheinlich notorisch, warum Frau Kempker wie Herr Döring aussieht. Die Frage ist, zu welchen Wirrnissen führen Sie diese Wirrnisse? Als ein Mann des Witzes und des Wortes wissen Sie auch, was Ihre Frage noch sagt, sie sagt, komisch, Frau Kempker sieht ja nun gar nicht wie Herr Döring aus, wie kommt es dann, dass sie so aussieht? Da sind wir wieder bei Ihrer Brille. Herr Cavelty, sieht Ihre Brille so aus wie die von Frau Kempker und von Herrn Döring? Sehen Sie so aus wie Herr Döring und Frau Kempker?

Niemand fragt, was Herr Döring und Frau Kempker inclusive Brille für Herrn Cavelty verkörpern. Niemand fragt, ob die Zweisilbigkeit der Namen Ursache des Verwechslungsleidens ist und Fragen, auch jahrelanges Fragen, ist noch nicht leiden. Niemand fragt, wie leidensfähig Herr Cavelty ist. Niemand fragt, ob Ihr Gefühl Herrn Döring gegenüber dasselbe wie Frau Kempker gegenüber ist und auch erst recht nicht welches. Wussten Sie wirklich nicht, was Herr Döring und Frau Kempker sind? Haben Sie schon mal in diesem Fluidum zwischen Augen und Gläsern gelesen?

Ihre Sphinx