Maurice Blanchot




Maurice Blanchot wird am 22. September 1907 in Quain im Département Saône-et-Loire in Frankreich geboren und wächst mit drei Geschwistern in wohlhabenden, katholisch geprägten Verhältnissen auf. Ab 1925 studiert er Philosophie und Deutsch in Straßburg, wo er Emmanuel Lévinas kennenlernt. Gemeinsam mit diesem widmet er sich der Lektüre der (deutschen) Phänomenologie sowie den Schriften Marcel Prousts und Paul Valérys. 1931 beginnt Blanchot ein Medizinstudium in Sainte-Anne, das er aber schon bald für eine Karriere als Journalist aufgibt. Er veröffentlicht einen ersten Artikel über François Mauriac und entwickelt Sympathien zur rechtsgerichteten Presse um Thierry Maulnier. Im Zeichen einer geistigen Revolution bekämpft er ab 1933 sowohl Kapitalismus, Parlamentarismus als auch Kommunismus gleicherweise. In der jüdisch-nationalistischen Zeitschrift «Le Rompart», die von seinem Freund Paul Lévy herausgegeben wird, macht er sich dezidiert gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus in Deutschland stark und verurteilt die ersten Deportationen von Juden. Nachdem Blanchots politische Gesinnung bis 1936 von einer zunehmenden Radikalisierung bestimmt wird, zieht er sich zugunsten literarisch-kultureller Projekte ab 1937 zusehends aus dem agitatorischen Journalismus zurück und beginnt sich regierungstreu zu geben. 1940 lernt er Georges Bataille kennen, mit dem er bis zu dessen Tod in enger Freundschaft verbunden bleibt. Nach zahlreichen kleineren literarischen Arbeiten erscheinen zwischen 1941 und 1943 seine ersten Bücher «Thomas L’Obscur» (dt. Thomas der Dunkle), «Aminadab», «Comment la littérature est-elle possible?» und «Faux Pas». Dank glücklicher Umstände entgeht Blanchot 1944 nur knapp der Exekution durch deutsche Soldaten. Dieses Erlebnis, das er in der kleinen Schrift «L’instant de ma mort» (dt. «Der Augenblick meines Todes») schildert, prägt sein Verhältnis zum Tod nachhaltig. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist durch rege publizistische Aktivitäten, unter anderem für die Zeitschriften «L’Arche», «Critique» und «Les Temps modernes» gekennzeichnet. Blanchot etabliert sich als einer der wichtigsten Kritiker und Intellektuellen Frankreichs. 1946 beginnt seine Beziehung zu Denise Rollin. Er verlässt Paris und wohnt fortan in Èze-village am Mittelmeer, wo er sich während rund zehn Jahren einer intensiven schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit widmet. In dieser Zeit erscheinen unter anderem «L’Arrêt de mort» (dt. Das Todesurteil), «L’espace littéraire», «Au moment voulu» (dt. Im gewollten Augenblick), «Celui qui m’accompagnait pas» (dt. Jener, der mich nicht begleitete) und «Le Dernier Homme» (dt. Der letzte Mensch). 1958 kehrt Blanchot nach Paris zurück, wo er enge Kontakte zu Dionys Mascolo, Robert und Monique Antelme, Marguerite Duras, Louis-René des Forêts, Maurice Nadeau sowie Elio und Ginetta Vittorini unterhält. Für das legendäre «Manifeste des 121», das 1960 erscheint, zeichnet Blanchot als Hauptinitiant. Nach der Veröffentlichung von «L’Attente l’oubli» (dt. «Warten, vergessen») und dem Tod Georges Battailles 1962, dessen er im Text «L’Amitié» (dt. «Die Freundschaft») gedenkt, scheitert 1964 das grossangelegte Projekt der «Revue internationale», an dem sich zahlreiche Intellektuelle aus ganz Europa beteiligt hatten. Blanchot schreibt einen ersten Brief an Jacques Derrida, woraus sich eine jahrelange, freundschaftliche Korrespondenz entwickelt. 1966 wird sein Werk erstmals in einer Sondernummer der Zeitschrift «Critique» gewürdigt. Im Umfeld der 68er-Unruhen engagiert sich Blanchot in zahlreichen Traktaten und Manifesten für französische SchriftstellerInnen- und Studierendenorganisationen. Nach gravierenden gesundheitlichen Problemen erscheint 1972 unter dem Titel «Le Dernier à parler» (dt. «Der als letzter spricht») seine Hommage an Paul Celan. Bis 1983 folgen unter anderem «La Folie du Jour», «Le Pas au-delà», «L’Écriture du désastre» (dt. «Desaster»), «De Kafka à Kafka» (dt. «Von Kafka zu Kafka») und «La Communauté inavouable», eine Erwiderung auf Jean-Luc Nancy. Während der neunziger Jahre nimmt seine schriftstellerische Aktivität allmählich ab und beschränkt sich vermehrt auf kleinere Essays, Neuausgaben oder Vorworte. Maurice Blanchot stirbt am 20. Februar 2003 in Paris. Nur vier Tage später würdigt ihn Jacques Derrida in seinem Nachruf «Un témoin de toujours» (dt. «Ein Zeuge von jeher»).




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