Peter Waterhouse

Im Genesis-Gelände



Das englische to remember kann man in das deutsche erinnern übersetzen. Fast ebenso gut läßt es sich übersetzen in das deutsche (?) Wort Hand. Ungewisses Wort erinnern; aber gibt es nicht ein Bild von den vielen Händen; und ist nicht die Berührung genauer und richtiger als die Erinnerung? So daß es beinahe die Redewendung geben könnte: (nicht: ich erinnere mich, sondern) ich habe viele Hände. Oder: komm auf den Händen zu uns. Oder: ich bin auf den Händen zu euch gekommen (fast schon Gegenteil des Erinnerns). Fortwährend den Weg und die Welt berühren, kein Loslassen, keine Ferne. Oder erinnern: ich bekomme wieder meine Hände (membra) zurück. Ich bekomme den unschuldigen Körper wieder. Sind vielleicht die Hände «die Seelen der Verstorbenen»? (Und die schreibende Hand ist ein Unruhepol, eine Membrane, eine durchlässige Haut?)
Ich glaube, daß es in Gedichten immer eine, nicht leicht zu gewahrende, Unzertrennlichkeit gibt. Wie wenn es eine Art Gesetz gäbe, das vorschreibt, es müsse in dem Gedicht mit dem Wort Mund ein zweites Mal das Wort Mund (zumindest einen so klingenden Reim) geben, weil es im Gedicht keine Einsamkeit geben kann. Das Gedicht eine ineinanderklingelnde Anwesenheit, ein Glück. Oder im großen Unglück klingelt es ineinander oder aneinander und läutet und lautet und läutert undsofort.

(Beginn des ersten Teils eines Versuchs zu Andrea Zanzotto und Paul Celan)