Warum dreht sich die Welt erst nach einer Flasche Wein?





Die Sphinx von Pontresina antwortet:

Die Welt dreht sich immer. Die Flasche Wein auch. Rotwein dreht sich langsamer als Weisswein, Cognac eleganter, Schnaps turbulenter und mehr nach unten die Spirale von einem bestimmten Standpunkt aus. Standpunkte drehen sich. Häuser drehen sich. Sterne, Schiffe, Radios und Maschinen drehen sich. Man nennt es auch wirbeln.

Menschen setzen die Füsse nicht gern auf etwas, was sich dreht und auch nicht mit etwas, was sich dreht, obwohl auch Menschen sich drehen, ihre Einzelteile und jeder Einzelne. Die Leber dreht sich. Die Knochen drehen sich. Der Schädel dreht sich. Die Augen drehen sich. Selbst die Gedanken drehen sich und die Fussgelenke. Die Zehen drehen sich. Die Knorpel. Doch drehende Füsse auf drehende Strassen zu setzen oder Wiesen, in drehende Omnibusse, auf drehende Kieselsteine, die Vorstellung verursacht Schwindelgefühle. Drehende Schwindelgefühle. Drehende Unfälle. Und alles kommt vom Urteil. Der Mensch hat ein Urteil über die Welt, ein drehendes, gefällt: dass sie fest und unbeweglich sei, das gilt auch für ihn selbst. Das Urteil ist ein Befehl. Urteil und Befehl drehen sich auch. Der Mensch weiss, denn das Wissen dreht sich auch, dass dies nicht stimmt, der Tod bewegt sich auch.

Dem Menschen hilft die Vorstellung der Unbeweglichkeit, sich nicht schwindlig zu fühlen, obwohl sich auch Gefühle drehen. Jetzt weisst du, warum Verliebte glauben, nicht mehr in den Bus zu kommen, weil sie, ohne Wein getrunken zu haben, verdreht sind, weil sie fein geworden, empfindlich und etwas mehr in der Welt sind, als wenn sie nicht verliebt und also gröber und dumpfer sind. Verliebte scheinen zu schweben, obwohl sich nur ganz normal die Füsse drehen. Zum Trinker. Dem Trinker dreht sich die Welt, wenn er nicht trinkt. Wenn das alles so ist, wie es ist und sich also dreht, warum drehen wir nicht mit, wenn die Welt sich dreht, warum geniessen wir das Drehen nicht, warum bremsen wir, warum fliegen wir auf die Nase, warum aus der Kurve, warum fallen uns Gegenstände aus der Hand, warum wird uns übel, warum kneifen wir die Lippen zusammen, warum machen wir nicht mit? Wir sind grob.